Deutschland kein Frauenmärchen

Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht.

Zitat: Heinrich Heine (Nachtgedanken)

Ich glaube passender kann man es nicht beschreiben. Was ich in den letzten Jahren gelernt habe lässt mich erschaudern und das sage ich als Mann, obwohl es Frauen betrifft. Was hört man nicht alles tolles jeden Tag. Ob Ursula von der Leyen als erste Frau an der Spitze der EU-Kommision, erfolgreiche Geschäftsfrauen, Schiedsrichterinnen in der Fußballbundesliga der Männer oder Frauen in der Bundeswehr, man könnte meinen Frauen würden in Deutschland auf Händen getragen und mit gewaltigen Schritten schreite dieses Land in Richtung Gleichberechtigung. Was für ein Fortschritt … ?!

Von wegen! Die folgende Geschichte ist nicht erfunden, sie ist wahr und sie findet in diesem Deutschland heute, gerade jetzt und zu tausenden statt. Eine Geschichte, die einen zweifeln lässt ob eben jenes Land überhaupt jemals Frauen als vollwertige Menschen akzeptiert hat.

Wir schreiben das Jahr 1991, 17. Januar: Helmut Kohl wird vom ersten gesamtdeutschen Bundestag als Bundeskanzler wiedergewählt, 15. März: der Zwei-plus-Vier-Vertrage zur Wiedervereinigung Deutschlands wird ratifiziert, 2. Juni: der Hochgeschwindigkeitszug ICE nimmt seinen fahrplanmäßigen Betrieb auf, 6. August: die erste Internetseite geht an den Start, 9. Dezember: der Europäischer Rat einigt sich in Maastricht auf den Entwurf des Vertrags über EU und irgendwann in diesem Jahr wird ein 11 jähriges Mädchen vergewaltigt.

Und wer hat’s gemerkt … niemand. Vielleicht war es ja nicht nur eins, sondern zwei oder drei oder vier … und dennoch hat niemand davon je Notiz genommen. Und die Aussage einer befangenen Zeugin, die „Freundin“ des mutmaßlichen Vergewaltigers genügt um die Anzeige abzuschmettern. Keine Betreuung der Eltern, keine Betreuung des Kindes, statt dessen sensationslüstige Lehrer, die haarklein alles wissen wollen unter einem scheinheiligen Deckmantel der Hilfsbereitschaft.

Man hätte eine ärztliche Untersuchung anordnen können, man hätte den Eltern klar machen können, dass kein vergewaltigtes Mädchen jemals in der Lage sein wird diese Entscheidung treffen zu können. Die Ermittlungen hätten die Glaubwürdigkeit der angeblichen Alibizeugin wiederlegen können. Doch nichts geschieht, ein Staat versagt und lässt einen Mann mit dem psychologischen Mord an einem 11 jährigen Mädchen davon kommen.

Einen Selbstmordversuch und 7 Jahre später kommt dieses Mädchen zu seiner ersten gynäkologischen Untersuchung.

„Was möchtest du denn einmal werden?“ … „Pilot“, „Feuerwehrmann“, „Ärztin“ … das Mädchen: „Mama!“

Doch an diesem Tag wird es ein zweites Mal ermordet. „Clamydien“ lautet die Diagnose. Clamydien, die unbemerkt seit sieben Jahren in ihrem Körper ungehindert ihr Unwesen treiben und ihre Eileiter unbrauchbar gemacht haben.

Doch ein Jahr später scheint sich das Schicksal doch zu wenden, als sie sich in einen Mann verliebt, der ihr sogar erklärt er würde mit ihr den Weg der künstlichen Befruchtung gehen. Und tatsächlich vier Jahre später heiraten sie und die Behandlung beginnt.

Bangen, hoffen, Stimmungsschwankungen … und der große Tag ist da. Drei befruchtete Eizellen werden ihr eingesetzt. Endlich doch noch Mama. Hormone super, Blutbild sehr gut, alles sieht so gut aus.

Herzlichen Glückwunsch, sie sind schwanger!

Doch das Schicksal oder besser der Wahn des Menschen kann unermesslich sein:

Gefährlich ist’s, den Leu zu wecken,
Verderblich ist des Tigers Zahn,
Jedoch der schrecklichste der Schrecken,
Das ist der Mensch in seinem Wahn.

Zitat: Heinrich Heine (Nachtgedanken)

Nur einen Tag vor dem letzten Kontrolltermin schlägt und tritt ihr Ehemann ihr in den Bauch, so heftig dass sie am Folgetag eine schwere Regelblutung erleidet. Und wieder wird das kleine Mädchen „ermordet“.

Es braucht Jahre, bis sie es schafft sich von ihrem Mann zu trennen. Bis sie es schafft sich von dem Monster zu trennen, dass sie betrügt, schlägt und behandelt wie Dreck. Und wen interessiert’s, wer hat es bemerkt … wieder einmal niemand.

Einen weiteren Selbstmordversuch später und Jahre der Einsamkeit später hat nur eine es bemerkt, ihre Freundin die sie in dieser Zeit kennenlernt, die ihr versucht so gut wie möglich zur Seite zu stehen.